Pseudofehler


In der Elektronikfertigung geht es um Präzision, Wiederholbarkeit und Qualität. Doch nicht jeder „Fehler“, der während der Prüfung entdeckt wird, ist tatsächlich einer. Sogenannte Pseudofehler sorgen für unnötige Ausschussmeldungen, Nacharbeiten oder Verunsicherung in der Produktion. Bei Pseudofehlern handelt es sich nicht um echte Defekte, sondern um Scheinfehler, die durch Prüfmethoden, Toleranzen oder Messfehler verursacht werden. 


Ein Beispiel ist die automatische optische Inspektion (AOI): AOI-Systeme vergleichen gefertigte Baugruppen mit Referenzwerten, -bildern oder Gerberdaten. Sind beispielsweise Bauteile minimal versetzt platziert, kann das System einen Fehler melden, obwohl die Platzierung des Bauteils unbedenklich ist und keinen Fehler darstellt. Dies passiert, wenn z.B. die Toleranzen im System zu eng definiert sind. Auch Lötstellen, die zwar normgerecht, aber untypisch aussehen, führen oft zu Pseudofehlermeldungen: Der Test erkennt die Abweichung, aber nicht deren Unbedenklichkeit, und löst eine Fehlermeldung aus. 


Pseudofehler zu erkennen und richtig einzuordnen, ist eine Herausforderung. Es braucht Erfahrung, Fingerspitzengefühl und ein gutes Zusammenspiel zwischen Fertigung, Qualitätssicherung und Prüftechnik, um echte Fehler sicher zu identifizieren und gleichzeitig die Fertigung nicht durch unnötige Nacharbeit zu belasten. 


Eine geringe Pseudofehlerquote ist wichtig für den reibungslosen Ablauf in einer Produktion – denn Pseudofehler binden menschliche Ressourcen: Ein Mitarbeiter muss sich die Fehlermeldung ansehen und basierend auf dem Wissen durch seine IPC-Schulung den Fehler qualifizieren: handelt es sich um einen Echtfehler, der Nacharbeit oder Ausschluss erfordert, oder einen Pseudofehler? 


Zukünftig wird KI in diesem Bereich die Mitarbeiter entlasten, da frühere Entscheidungen in Grenzfällen zu Rate gezogen und in die Bewertung einfließen werden.