SMT-Produktion zwischen Linz und Lahnau

Julia Traut • 13. Oktober 2023

KEBA setzt auf Koh Young Systeme und transferiert Programme zwischen den Unternehmensstandorten

Eine exzellente Auftragslage veranlasst KEBA in Lahnau, Produkte an die österreichische Niederlassung in Linz auszulagern. Wie der Invest in Koh Young SPI- und AOI-Systeme KEBA dabei hilft, die große Auslastung zu stemmen, erläutert dieser Praxisbericht. Auch der Wareneingang musste mit einem Konzept von SmartRep optimiert werden, um den Umschlag von 600 Rollen pro Tag zu stemmen.

Blick in die SMD-Produktion der Firma Keba

Am KEBA-Standort Lahnau werden auf 2 SMT-Linien Automatisierungslösungen für unterschiedlichste Branchen entwickelt und gefertigt (c)KEBA Lahnau

Dreischicht, enorme Linienauslastung, volle Bücher: Rosiger könnte die Lage für Stefan Bittner bei KEBA Industrial Automation Germany GmbH in Lahnau gerade nicht sein. Der SMT-Teamleiter fährt seine zwei Linien plus AOI-Insel auf voller Auslastung. Dafür investierte er 2022 in den Maschinenpark, um die Aufträge termingerecht abarbeiten zu können und die Qualität gleichzeitig nach oben zu schrauben.


„Die Strukturen auf den Leiterplatten werden immer kleiner und es ist weithin bekannt, dass 60 Prozent der Fehler im Druck entstehen. Deswegen war klar: Hier müssen wir investieren“, erklärt Bittner. So machten er und sein Team sich 2018 auf die Suche nach einem Lotpasteninspektionssystem: In einem Benchmark wurden verschiedene Hersteller nach einem eigens entwickelten Kriterienkatalog bewertet: „Höchstbewertetes Kriterium: Die Bedienung muss so konzipiert sein, dass man kein Computercrack sein muss, um mit dem System zu arbeiten, und es sollte über Zugriffslevel regelbar sein. Wir haben 900 verschiedene Produkte. Das heißt, die Programmierung muss schnell und offline möglich sein. Da wir bis unters Dach mit Aufträgen voll sind, darf die Zeit fürs Debugging auch nicht lange die Linie blockieren.“ Außerdem waren schneller Support und eine gute Ersatzteile-Verfügbarkeit hoch bewertete Kriterien im Benchmark: „SmartRep ist nur eine gute Stunde von uns entfernt – da sind Ersatzteile und ein Servicetechniker schnell vor Ort.“ 2018 wurde dann das erste Koh Young SPI installiert. 2022 folgten ein weiteres SPI und zwei AOI-Systeme, wovon eines als Insel mit Be- und Entladesystem betrieben wird.

Kriterienkatalog für Benchmark

Bedienungsfreundlichkeit und Flexibilität haben für Bittner eine hohe Priorität: „Die Bauteileverfügbarkeit wird langsam besser, wir können nun wieder normale, stabile Lose fahren“, sagt er. Manchmal sei es in den letzten beiden Jahren aber auch nötig gewesen, nur Teillose zu produzieren.


Ein Fakt, der im Benchmark noch eine untergeordnete Rolle spielte, entfaltet angesichts der vollen Auftragsbücher gerade sein volles Potenzial: niederlassungsübergreifender Produktionsaufbau. Denn der Linzer Standort von KEBA setzt bereits seit 2017 auf SPI- und AOI-Systeme von Koh Young. Deshalb können nun Produktionsspitzen ganz leicht ausgelagert werden. „Die Benchmarks in Linz und Lahnau liefen unabhängig, kamen aber zum selben Ergebnis, was sich jetzt als großer Vorteil herausstellt“, sagt Bittner. In der Praxis ergab sich noch ein weiterer Benefit: „Durch Abgänge, gerade auch Verrentungen, und den Fachkräftemangel wanderte Wissen ab; das konnten wir innerhalb der KEBA-Gruppe auffangen: Wir konnten die Daten aus Linz bei uns aufspielen und sozusagen hausinternen Support nutzen. Im Nachhinein ist die standortübergreifende Aufstellung des Maschinenparks mit Koh Young also absolut die beste Entscheidung, die wir treffen konnten.“

Während durch die SPI-Daten wichtige Qualitätsverbesserungen beim Druck und auch beim Leiterplatten-Design erzielt wurden, war beim AOI die Taktzeit das ausschlaggebende Kriterium für die Investition. KEBA stieg hier von 2D- auf 3D-Technologie um: „Wenn man von der 2D-Technologie kommt und hat dann mit 3D auf einmal richtige Messergebnisse – das ist schon ein Wow-Effekt und hat uns total voran gebracht“, sagt Bittner. So spielte beim AOI-Benchmark auch die systemübergreifende Datenauswertung, die das Koh Young-Ökosystem KSMART möglich macht, eine Rolle.


Wareneingangsscanner beschafft

Damit die SMT-Linie im hohen Linientakt gefüttert werden kann, musste bei KEBA in Lahnau auch die Logistik mitziehen: 400 bis 600 Rollen kommen täglich an der Laderampe an. Damit Patrick Gottschling und sein 23-köpfiges Team die Produktion versorgen können, wurde in einen Wareneingangsscanner von MODI investiert. Schon vor der Pandemie hatte der Logistik-Leiter das System auf einer Messe entdeckt. „Als dann wirklich einmal der Worst-Case eintrat und Labels vertauscht wurden, war klar: Wir müssen eine automatisierte Kontrolle in unseren Wareneingang einbauen. Hätten wir den Fehler nicht sofort bemerkt, hätte das in der SMT fatale Auswirkungen haben können.“

Wie läuft nun der Wareneingang im Detail ab?

Bei Anlieferung erfolgt eine erste optische Prüfung: Ist der Anlieferzustand in Ordnung, erfolgt ein manueller Lieferscheincheck. Zur Wareneingangsbuchung wird die Ware ein erstes Mal etikettiert: „Auf unserem Etikett, das aus dem ERP-System generiert wird, sind die Artikelnummer, die Bestellnummer, die Bezeichnung und ein Barcode drauf, um die Ware später in der Rüst-Kontrolle nochmal checken zu können“, so Gottschling. Nach diesem Vorgang kommt der Wareneingangsscanner zum Einsatz: „Wir machen einen Abgleich unseres Labels zum Hersteller-Label. Unser Konzept sieht vor, dass perspektivisch der komplette Wareneingang über das MODI-System abgewickelt wird. Die Schnittstelle werden wir allerdings erst nach einer baldigen ERP-Umstellung einrichten.“ Auch das Thema Füllstandkontrolle soll dann eingeführt und über den Wareneingangsscanner verwaltet werden.


Von den Mitarbeitern wird das neue System gut angenommen: „Bei der hohen Auslastung, die wir aktuell haben, holen wir uns auch Unterstützung aus der Fertigung und mit einer wirklich kurzen Anlernzeit kann selbstständig am MODI-Tisch gearbeitet werden. Weil das System den Prozess so einfach gestaltet und den Bediener bei jedem Schritt anleitet, kann das wirklich jeder. Das ist ein großer Vorteil“, erklärt Gottschling.


Neue Herstellerlabels werden über sogenannte Identifier am Wareneingangsscanner angelernt. „Das ist nicht kompliziert und geht in ein paar Sekunden, aber man muss natürlich ein Grundverständnis für die Prozesse haben. Deswegen dürfen das nur der Teamleiter und ein Techniker – eine zusätzliche Sicherheitsschranke“, sagt der Logistik-Leiter.



Auch Patrick Gottschling ist mit Beratung und Service von SmartRep sehr zufrieden: „Bei der Installation hat alles gut geklappt und auch der Support ist kompetent: Unser Techniker kann immer anrufen und bekommt eine schnelle Auskunft, entweder per Telefon oder SmartRep schaltet sich auf das System auf. Das ist eine sehr gute Unterstützung.“ Sobald die ERP-Umstellung erfolgt ist, wird sich Patrick Gottschling dann mit SmartRep und MODI um die Schnittstellen-Anbindung kümmern, um das volle Potenzial des Wareneingangsscanners für KEBA nutzen zu können.

Technische Sauberkeitsanforderungen erhöhen die Nachfrage nach Reinigungslösungen
von Dr. Julia Traut 10. September 2025
Die SmartRep GmbH, Distributor von Elektronikfertigungsanlagen in Deutschland, der Schweiz und Österreich, baut ihr Portfolio weiter aus: Mit der Übernahme des Vertriebs der Reinigungssysteme des französischen Reinigungsspezialisten MB Tech erweitert SmartRep sein Angebot entlang der gesamten SMD-Produktionslinie.
Causal AI entdeckt Ursache-Wirkungs-Beziehungen in SMD-Prozessen
von Dr. Julia Traut 24. Juli 2025
SmartRep und Xplain Data schließen strategische Partnerschaft: Gemeinsam wollen die Partner die kausale Problemanalyse in die Fertigungsprozesse bringen.
Blick in die Fertigung der Theben AG
von Julia Traut 12. Juni 2025
Auf 1,5 Millionen Leiterplatten pro Jahr legt die Theben AG aus Haigerloch ihre weitere SMD-Linie aus. Denn das Unternehmen ist nur eines von fünf in Deutschland, welches vom Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik zertifiziert ist und die Smart Meter Gateways produzieren darf. Wie hier Qualitätskontrolle und Traceability sichergestellt werden, erklärt dieser Anwenderbericht.
Das neue Führungsteam der SmartRep GmbH
von Julia Traut 9. September 2024
SmartReps neuer CEO Michael Brianda hat in seinen ersten 100 Tagen an der Spitze die Weichen für einen klaren Wachstums- und Exzellenzkurs gestellt. Jetzt präsentiert er sein Führungsteam.
Firmengebäude von Ginzinger
von Stefanie Marszalkowski 25. Mai 2021
Automatisierungslösungen und Feuerwehrautos haben etwas gemeinsam: In ihnen stecken die Lösungen der Ginzinger Electronic Systems GmbH, einem EMS-Dienstleister aus Österreich. Für das Unternehmen ist höchste Qualität oberstes Gebot. Um diese sicherzustellen, setzt Ginzinger auf umfassende Lotpasteninspektion und ein 3D SPI von Koh Young.
Firmenlogo der Synetronics AG
von Stefanie Marszalkowski 17. Mai 2021
Die Synetronics Bestückungs AG, ein EMSler aus dem schweizerischen Mümliswil, setzt mit ihrer Investition in das 3D AOI „Zenith Alpha HS+“ von Koh Young auf modernste Messtechnologie zur Fehlererkennung bei bestückten Leiterplatten und legt so den Grundstein für nachhaltige Qualitäts- und Prozessverbesserungen.
Reto May vor dem Wareneingangsscanner von MODI bei SMTEC
von Stefanie Marszalkowski 30. März 2021
SMTEC AG investiert in einen MODI-Wareneingangsscanner Der schweizer EMS-Dienstleister SMTEC fertigt für Kunden aus den unterschiedlichsten Branchen mit kundenindividuellen Fertigungsverfahren und ist für Losgrößen, die von Kleinst- bis Großserie reichen, für alles ausgestattet. Bei so viel Flexibilität in der Fertigung ist durchgängige Traceability ein Muss. Die SMTEC AG investiert daher in ein MODI-Wareneingangssystem.
Ein Bediener vor dem intelligenten Lagerregal von Inovaxe
von Stefanie Marszalkowski 17. März 2021
Um Bauteilrollen mit Größen von 7 Zoll bis hin zu 15 Zoll sowie feuchtigkeitsempfindliche Bauteile ideal zu lagern und einen schnellen Materialzugriff zu ermöglichen, hat die steute Technologies GmbH & Co. KG in Lagerlösungen von Inovaxe investiert: mit drei Regalsystemen und einem Trockenschrank optimiert der Hersteller von Schaltgeräten und Sensoren in Ostwestfalen seine Lagerhaltung.
Bedienerinnen vor dem Koh Young AOI bei der Insta GmbH
von Stefanie Marszalkowski 2. März 2021
Als mittelständischer OEM-Hersteller verbaut die Insta GmbH 200 Millionen Komponenten pro Jahr in kleinen bis mittleren Serien; schnelle Produktwechsel sind dabei an der Tagesordnung. Ein Inline-Inspektionssystem muss da nicht nur zuverlässig die Qualität sichern, sondern auch mit dem Linientempo Schritt halten können. Nun investierte die Insta GmbH in Koh Young AOI- und SPI-Systeme.
Nutzen wird mit Laserstrahl getrennt
von Stefanie Marszalkowski 2. März 2021
Die ESCATEC Gruppe, ein international tätiger EMS-Dienstleister, betreut für ihre Kunden die Produkte von Entwicklung bis zu Serienproduktion und fertigt so ein breites Portfolio an Produkten mit verschiedensten Leiterplatten-Materialien. Um materialunabhängig beste Qualität zu liefern, investiert ESCATEC in ein Lasernutzentrennsystem von LPKF.
Weitere Beiträge